Hämorrhoiden…

Das Geheime Leiden mit den Hämorrhoiden – ein schmerzhaftes Tabu

Im Enddarmbereich befinden sich am Übergang vom Mastdarm zum Afterkanal bei jedem Menschen arterio-venöse Gewebepolster, die sehr reich an Blutgefäßen sind. Diese sind, zusätzlich zu den Muskeln, zum sicheren Verschluss des Afters notwendig. Wenn sich diese „Gefäßkissen“ vergrößern, so kommt es zum Auftreten der eigentlichen Hämorrhoiden (in Volksmund auch inneren Hämorrhoiden genannt).

Diese sind im Anfangsstadium nicht sichtbar. Mit der Zeit können diese Erweiterungen aber so groß werden, dass sie beim Pressen auch am After sichtbar werden. Im Gegensatz dazu werden Blutgerinnsel der Analvenen unter der Haut (perianale Thrombosen) – verursacht durch eine Stauung – im Volksmund oft auch als äußere Hämorrhoiden bezeichnet. Dabei handelt es sich um äußere sichtbare knotige Erhebungen am After.

Die Hämorrhoidalpolster sind wichtig und zwar spielen sie eine wesentliche Rolle bei der Kontinenz , insbesondere bei der sogenannten Feinkontinenz, darunter versteht man z.B. das Halten von Winden. Die Hämorrhoidalpolser sind demnach bei jedem Menschen angelegt, erst wenn sich diese Polster vergrößern und zu Beschwerden führen, spricht man von Hämorrhoiden oder besser gesagt dem Hämorrhoidalleiden.

Was sind Hämorrhoiden

Die Therapie eines Hämorrhoidalleidens bietet hohe Heilungschancen – und das bei einem niedrigen Komplikationsrisiko. Deshalb kann nur eines geraten werden: „Gehen Sie bei Beschwerden so früh wie möglich zum Arzt“!

​Der Darm des Menschen ist in verschiedene Teile aufgeteilt: Er reicht vom Dünndarm über den Dickdarm in den Mastdarm und endet im After. Beim Übergang vom Mastdarm in den After befindet sich ein kreisförmiges Gefäßpolster, das auch als Hämorrhoidal-Schwellkörper bezeichnet wird. Dieses unterstützt den Schließmuskel des Afters in seiner Funktion und bietet eine zusätzliche Abdichtung des Analkanals. Wird dieses System gestört, oder der Blutfluss behindert, kann sich das Gefäßpolster vergrößern . Dieser Zustand wird im Fachjargon als Hämorrhoiden (innere Hämorrhoiden) oder als Hämorrhoidalleiden bezeichnet. „Marisken“ oder „Analthrombosen“, im Volksmund häufig „äußere Hämorrhoiden“ genannt, sind keine Hämorrhoiden im eigentlichen Sinne. Bei Marisken handelt es sich um Hautläppchen, bei Analthrombosen um harmlose, aber schmerzhafte Knoten am Afterrand. Diese durchfließt dunkelrotes venöses Blut, im Gegensatz zu den „richtigen“ inneren Hämorrhoiden, welche hellrotes arterielles Blut enthalten. Sowohl Marisken als auch Analthrombosen können allerdings ein Anzeichen sein, daß auch innere Hämorrhoiden vorhanden sind.

 

Ursachen des Hämorrhoidalleidens

Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Vererbung – genetische Anlage, wesentlich ist aber vor allem die Ernährung, insbesondere ballaststoffarme Kost, die zu hartem Stuhl und somit zu Verstopfung führt. Oft besteht dazu eine Bindegewebsschwäche mit einer gleichzeitigen Neigung zu Krampfadern. Durch die kleinen Stuhlmengen wird der Enddarm nur mäßig gefüllt und die Darmwand dabei nur wenig gedehnt. Dadurch wird die Neigung, stark zu pressen, verstärkt. Dies führt zu einer Erhöhung des Druckes in den Blutgefäße des Darmes und zu einer Stauung. Außerdem verstärken sitzende Tätigkeit, Übergewicht und zu wenig Bewegung diese Faktoren.

Die häufigsten Ursachen für das Entstehen von Hämorrhoiden sind:

  • Chronische Verstopfung, und damit verbunden starkes Pressen beim Stuhlgang
  • Erbliche und altersbedingte Bindegewebsschwäche
  • Bewegungsmangel und sitzende Tätigkeiten
  • Übergewicht
  • Schwangerschaften
  • Chronische Anwendung von Abführmitteln

Aber auch dauerhaft breiige Stühle können zu Veränderungen des Analkanals führen. Weiters zu erwähnen ist die sitzenden Tätigkeit und nicht zuletzt die Schwangerschaft. Hier spielt der chronisch erhöhte Druck im Bauchraum eine wesentliche Rolle, was letztlich zu einer Kompression von Venen führt. Aufgrund der Abflussbehinderung vergrößern sich die Gefäßpolster. Weiters spielen natürlich auch die hormonellen Veränderungen eine Rolle.

 

Symptome des Hämorrhoidalleidens

Das häufigste Symptom ist die transanale Blutung. Typischerweise wird diese in Form von frischem, hellroten Blut am Stuhl, bzw. am Toilettenpapier oder auch in Form von Blut in der Toilette wahrgenommen. Da sich das Blut im WC mit Wasser vermischt, wird das oft als massiver Blutverlust vom Patienten wahrgenommen. Weiters typisch ist Juckreiz am After, bzw. Druckgefühl, seltener werden Schmerzen am After beschrieben. In fortgeschrittenen Stadien kann es zum Vorfall von Gewebe kommen und durch die chronische Reizung bei Ausfluss zur Ausbildung eines perianalen Ekzems (Hautreizungen). Stadien des Hämorrhoidalleidens:

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Hämorrhoiden im Stadium I

Der Schwellkörper ist nur innerhalb des Analkanals vergrößert. Der Arzt kann das mit dem Afterspiegel (Proktoskopie) erkennen. Hämorrhoiden in diesem Stadium machen meistens noch keine Beschwerden. Gelegentlich kann allerdings etwas hellrotes Blut auf dem Stuhl oder Toilettenpapier ein erstes Anzeichen sein.

 

Hämorrhoiden im Stadium II

Das Gefäßpolster hat sich erweitert. Beim Pressen während des Stuhlgangs treten Knötchen etwas aus dem After heraus, ziehen sich nach der Darmentleerung jedoch wieder in den Analkanal zurück. In diesem Stadium brennen, jucken und nässen Hämorrhoiden bereits. Auch Blutungen sind ein typische Symptom in diesem Stadium.

 

Hämorrhoiden im Stadium III

Nun haben sich die Gefäße im Analkanal derart erweitert, dass sie unter starker körperlicher Anstrengung und längerem Laufen aus dem After heraustreten. Sie lassen sich mit dem Finger wieder in den Darm zurückbefördern. Nässen, Juckreiz, Schmerzen und vor allem Blutungen kennzeichnen dieses Stadium.

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Hämorrhoiden im Stadium IV

Die Gefäße haben sich nun derart vergrößert, dass sie die gesamte Innenauskleidung des Afters nach außen schieben (Afterprolaps). Auch manuell lässt sich das nicht mehr rückgängig machen. Blutungen, Wundsein, Fremdkörpergefühl und Schmerzen sind die jetzt auftretenden Beschwerden.

 

 

Die moderne Stadiengerechte Behandlung

Behandlung von Hämorrhoiden im Stadium I

Die Hämorrhoiden sind lediglich als vergrößerte Polster für den Untersucher sichtbar. Diese Hämorrhoiden machen nur selten Beschwerden, bedürfen daher üblicherweise auch keiner Behandlung. Man findet dieses Stadium daher meistens als Zufallsbefund bei Untersuchungen, welche aus anderen Gründen durchgeführt werden. Sollten einmal in diesem Stadium Beschwerden auftreten, genügt eine Verödungsbehandlung, die schmerzfrei und ambulant durchgeführt werden kann. Meist reichen aber auch Zäpfchen, oder bei Juckreiz Hämorrhoidensalben.

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Behandlung von Hämorrhoiden im Stadium II

Ein oder mehreren Knoten fallen beim Stuhlgang vor, ziehen sich aber von selbst wieder zurück. In diesem Stadium machen die Hämorrhoiden die typischen Beschwerden (Blutung, Juckreiz). Das Stadium II ist eine Domäne der ambulanten Behandlung. Auch hier kann eine Verödungstherapie (Sklerosierung) helfen. Besser ist jedoch, wann immer möglich die Durchführung einer Gummibandligatur, ev. in Verbindung mit Sklerosierung. Bei der Gummibandligatur nach Barron werden die Hämorrhoidalpolster mit Gummibändern abgebunden. Der so von der Durchblutung ausgeschlossene Anteil geht zugrunde. Das Gewebe wird samt dem Band mit dem Stuhl ausgeschieden. Mit Hilfe dieser Therapie können die Gefäßpolster sehr effektiv wieder auf normaler Größe reduziert werden, die für die Kontinenz so wichtigen Grundeigenschaften bleiben aber erhalten.

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Behandlung von Hämorrhoiden im Stadium III

Ein oder mehrere Knoten fallen beim Stuhlgang oder auch spontan vor, können jedoch wieder zurück geschoben werden. Auch in diesem Stadium kann die Gummibandligatur noch angewendet werden, wobei meist mehrere Sitzungen notwendig sind. Alternativ gibt es die Möglichkeit der Hämorhoidalarterienligatur (HAL – Methode). Die HAL wird allerdings nur stationär im Krankenhaus im OP in einer kurzen Schlalfnarkose durchgeführt. Mit einer speziellen Ultraschallsonde werden die zuführenden Gefäße (Arterien) aufgesucht und anschließend unterbunden. Neuere Untersuchungen zeigen allerdings keine wesentlichen Langzeiteffekte, sodass diese Methode zusehends wieder verlassen wird. Eine deutliche Verbesserung stellt die HAL-RAR Methode dar. RAR heißt Rectal – Anal – Repair. Hierbei wird zusätzlich zur Gefäßunterbindung mittels Naht eine Art Lifting des Gewebes bewirkt. Das Gewebe wird durch spezielle Nahttechnik in den Analkanal hinaufgezogen und dort fixiert, wo es einmal war. Der Eingriff ist schmerzlos und sicher, die Gefahr einer Schließmuskelschädigung ist nicht gegeben. Daher kann die Methode in Form eines relativ kurzen Krankenhausaufenthaltes angeboten werden. Im Idealfall kann der Patient am nächsten Tag das KH wieder verlassen und zwar beschwerdefrei. Aufgrund des Liftingeffektes scheint die Methode besonders geeignet für Fälle mit ausgeprägtem Schleimhautprolaps. Über Langzeiterfolge der Methode kann dzt. allerdings noch keine Aussage gemacht werden, da sie noch nicht lange genug angeboten wird. Eine erprobte Methode bei Prolapsneigung im Stadium III ist allerdings die Operation nach Longo, benannt nach dem italienischen Erfinder Dr. Longo. Auch bei dieser Operation wird quasi ein Lifting der Anal-Schleimhaut durchgeführt. Es wird ein Schleimhautstreifen oberhalb der Hämorrhoidalpolster herausgestanzt. Die Folge ist, dass das vorfallende Gewebe wieder in den After zurückverlagert wird. Gleichzeitig werden auch die zu den Hämorrhoiden führenden Gefäße reduziert. Die Hämorrhoidalpolster schrumpfen, bleiben aber auch wieder in Ihrer ursprünglichen Funktion erhalten. Die Operation ist im Idealfall relativ schmerzarm, da oberhalb des Anus operiert wird und sich dort keine Schmerzfasern befinden. Die Schleimhaut wird hochgezogen und gleich wieder vernäht, sodass auch unmittelbar nach der Operation keine äußeren Wunden vorhanden sind. Dieser Eingriff ist üblicherweise mit einem kurzen Krankenhausaufenthalt verbunden und nur in ganz speziellen idealen Fällen anzuwenden.

​Behandlung von Hämorrhoiden im Stadium IV

Die vorgefallenen Polster können nicht mehr zurück geschoben werden, sind quasi im After eingeklemmt. Dieses Stadium ist neben Blutungen, vor allem von heftigen Schmerzen geprägt. Hier hat eine ambulante Behandlung natürlich keinen Stellenwert, sondern dieses Stadium ist eine Domäne der herkömmlichen operativen Techniken (resezierende Verfahren). Es gibt eine Reihe von Methoden, allen gemeinsam ist, dass das vorgefallene Gewebe weggeschnitten (reseziert) wird. Sie unterscheiden sich lediglich in der Schnittführung, ob eine Naht erfolgt, oder die Wunde offen bleibt. In unseren Breiten ist die Operation nach Milligan Morgan die Verbreitetste. Hier wird die Wunde offen gelassen und es dauert mehreren Wochen bis die Heilung abgeschlossen ist. Während dieser Zeit sollte der Patient mehrmals täglich ausduschen bzw. Sitzbäder mit Kamille können eine Linderung bringen. Der Krankenhausaufenhalt ist abhängig von den postoperativen Beschwerden. Bei idealen Fällen ist die Operation auch tagesklinisch möglich.

 

 

Diagnostik bei Hämorrhoiden

Zur Diagnose kommt der Facharzt Aufgrund der typischen Symptome bei der Anamnese (Befragung des Patienten) und der daran anschließenden speziellen Untersuchung.

Tastuntersuchung: (rektal-digitale Untersuchung)
Mit dem Finger tastet der Arzt den Enddarmbereich ab, um zu fühlen, ob Veränderungen vorhanden sind.

Proktoskopie: (Afterspiegelung)
Für die Spiegelung des Enddarms führt der Arzt ein Gerät ein, durch das sich der Zustand des Afterkanals untersuchen lässt. Der Arzt kann durch die Proktoskopie erkennen, ob Entzündungen oder Hämorrhoiden vorhanden sind.

Sklerotherapie: (Verödungsbehandlung)
Hier verödet der Arzt die Hämorrhoide. Dazu unterspritzt er sie mit einem Wirkstoff, der sie rasch schrumpfen lässt. Die Methode ist schmerzfrei und dauert nur wenige Minuten, eignet sich besonders für Hämorrhoiden ersten und zweiten Grades.

Was können sie vorbeugend gegen Hämorrhoiden machen?

Vor allem Im Stadium I und II können vorbeugende Maßnahmen hilfreich sein. Wesentlich ist hier wohl eine Ernährungsumstellung zu einer ballaststoffreichen Ernährung. Das bringt eine Normalisierung des Stuhlganges mit sich, und es kann ein Fortschreiten großteils verhindert werden. Weiters sind stuhlhygienische Maßnahmen sinnvoll, wie die Reinigung mit Wasser (z.B. ev. auch Anschaffung eines Bidets) oder auch das Verwenden von Toilettfeuchttüchern. In der Schwangerschaft und vor allem auch danach sollte regelmäßig Beckenbodentraining gemacht werden. Wichtig ist, die Symptome zu erkennen und nicht auf die lange Bank zu schieben, sondern einen Spezialisten aufzusuchen, denn wenn die Behandlung bald genug beginnt, kann ein Fortschreiten meistens verhindert werden, und mit regelmäßiger ambulanter Behandlung eine Operation verhindert oder deutlich verzögert werden. Wenn schon einmal eine Operation notwendig ist, so gibt es heute eine Reihe von schmerzlosen oder schmerzarmen Eingriffsmöglichkeiten, sodass das Hämorrhoidalleiden seinen ursprünglichen Schrecken sicherlich verloren hat. Voraussetzung ist allerdings ein baldiges Erkennen des Leidens, denn im Stadium IV lässt sich eine oft schmerzhafte Operation meistens nicht mehr vermeiden. Blut am Stuhl sollte immer genau abgeklärt werden, da sich dahinter auch andere Erkrankungen als Hämorrhoiden verbergen können. Dzt. ist die Empfehlung, dass eine Dickdarmspiegelung als Vorsorge ab dem 50. Lebensjahr durchgeführt werden sollte. Bei Blut am Stuhl sollte eine Koloskopie allerdings auch in jüngeren Jahren gemacht werden, bevor man zur Behandlung der Hämorrhoiden schreitet.

Die Therapie eines Hämorrhoidalleidens bietet hohe Heilungschancen – und das bei einem niedrigen Komplikationsrisiko. Deshalb kann nur eines geraten werden: „Gehen Sie bei Beschwerden so früh wie möglich zum Arzt“!

 

​​Eine notwendige Operation kann auf Wunsch im Diakonissen Krankenhaus Linz erfolgen. Bei Zusatzversicherten Patienten und den Krankenfürsorgen (KFL, KFG, LKUF, MKF) rechnet das Krankenhaus direkt mit ihrer Versicherung ab. Selbstzahler bekommen vorab einen detailierten Kostenvoranschlag.

 

 

Ihrer Gesundheit zuliebe.

Terminvereinbarungen bitte unter

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